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10. Tag:  SILVERTON › LITTLE MOLAS LAKE › ANDREW LAKE › DURANGO › FARMINGTON

Ich traue am frühen Morgen meinen Augen nicht, es schneit schon wieder. Nach einem Plausch mit der liebevollen Hotelbesitzerin fahre ich zum Hillside Cemetery of Silverton. Der Friedhof liegt auf einem Hang am Fuß von Boulder Mountain. Die Grabsteine erzählen traurige Geschichten. Während der Bergbauzeiten waren neben Minenunfällen vor allem Krankheiten, wie Lungenentzündung, Typhus, Scharlach oder Diphtherie, an der Tagesordnung. Krankheiten die zu jener Zeit fast immer tödlich endeten. Die „Spanische Grippe tötete damals schätzungsweise fünfzig Millionen Menschen weltweit. In Silverton starben 10% der Bevölkerung innerhalb von drei Wochen zwischen Oktober und November 1918. Ein Massengrab mit mehr als einhundertfünfzig Opfern, die an dieser Grippepandemie gestorben sind, zeugt davon. Neben diesem Massengrab liegen noch über Zweitausend nicht gekennzeichnete Gräber auf Hillside Cemetery. Zurück im Wyman Hotel & Inn gibt es noch ein Gourmet Breakfast. Zur Auswahl stehen untertags im Wyman Hotel & Inn: Eggs Ratatouille, Leadville Oven Omelet, Eggs Ranchero, Blueberry & Peach Pancakes, Dutch Babies, Croissant French Toast, Fresh Fruits und Coffee. Danach schlendere ich noch durch das verschneite Silverton bevor ich nach Durango weiterfahre.

Unterwegs mache ich noch einen Abstecher zum Little Molas Lake und Andrew Lake. Aber bei 2 Grad C und Schneeschauer macht das keinen Spaß. Nach der Abfahrt vom Coal Bank Pass bessert sich auch das Wetter und die Sonne kommt hervor. Mittags komme ich in Durango an. Die Stadt wurde 1881 von der Denver & Rio Grande Railroad gegründet. Sehenswert ist die Main Avenue und das Strater Hotel inklusive dem Diamond Belle Saloon. Der Diamond Burger schmeckt ordentlich, aber kein Vergleich zu dem hervorragenden Burger, den ich im White House Tavern in Aspen genossen habe.

Das 1988 von Henry Strater eröffnete Hotel an der Main Avenue ist das sehenswerteste Gebäude im Historic District Durango. Auffällig sind die weißen verzierten Fenstersimse an dem roten Backsteingebäude. Eine Anekdote zu dem Strater Hotel. Die Unerfahrenheit von Henry Strater machte sich in einem Detail deutlich – das Hotel wurde damals mit keiner einzigen Toilette ausgestattet! Die 93 individuell dekorierten Zimmer im amerikanischen-viktorianischen Stil und viele antike Möbel zeugen von der Blütezeit in Durango. Viele Persönlichkeiten haben im Strater Hotel übernachtet, unter anderem Dave Brubeck, Chevy Chase, Francis Ford Coppola, Gerald Ford, Robert Kennedy, Barry Manilow, Robert Redford, Jerry Seinfeld. In Durango ist auch die Station der Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad, welche Durango mit Silverton verbindet. Ich sehe mir noch das D&SNG Museum an und mache mich dann auf dem Weg nach Farmington in New Mexico.


Strecke: 99 Meilen +++ Unterkunft: Comfort Inn, Farmington +++ Wetter: 21 Grad C, bewölkt bis bedeckt, Schneeschauer



11. Tag:  SHIPROCK › BISTI BADLANDS › CHACO CULTURE NHP › AH-SHI-SLE-PAH

Das erste Ziel ist Shiprock, 44 Meilen südwestlich von Farmington. Das bedeutet früh aufstehen, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Es ist schon die sechste Nachtfahrt, aber was macht man nicht alles für diese einmalige Lichtstimmung zu Sonnenaufgang. Bei sternenklaren Himmel kann man bereits die Umrisse des Shiprock erkennen. Der 438 Meter hohe Inselberg, Überbleibsel eines erodierten Vulkanschlots, liegt südwestlich von Shiprock in einem Vulkangebiet, das sich in der Four Corners-Region über Arizona, Utah, Colorado und New Mexico erstreckt. In der Navajo-Sprache heißt der Berg Tsé Bit' A'í – was in etwa „Geflügelter Fels bedeutet. Die Bezeichnung wird deutlich, wenn man Shiprock aus der Vogelperspektive betrachtet. In mehreren Richtungen gehen sogenannte „Dikes vom Berg ab und sehen aus wie steinerne Flügel. Wenn man seiner Fantasie freien Lauf lässt, glaubt man den Panzer eines riesigen, unter der Erde verborgenen Drachen zu erkennen. Geologisch sind „Dikes plattenartige Gesteinskörper aus magmatischen Gestein. Mit einem SUV kann man auf der Dirt Road fast bis zum Fuß des Shiprock fahren. Der Aufstieg auf die Dikes über das kantige Lavagestein gestaltet sich dagegen mühselig und der Abstieg ist noch beschwerlicher. Für einen Augenblick färbt sich der Shiprock tiefrot. Zu Sonnenaufgang hat man die besten Lichtbedingungen von der Südseite des Shiprock, inklusive der Golden Wall – zu Sonnenuntergang von der Nordseite.

Danach geht es über Farmington weiter zur Bisti Wilderness. Ich sehe mir die Nordseite an, auch wenn die Lichtbedingungen am Vormittag alles andere als optimal sind. Die Bisti Wilderness liegt ca. 35 Meilen südlich von Farmington. Zufahrt ist über den Hwy 371 – North- und South Unit sind gut ausgeschildert. Vom Trailhead mache ich mich querfeldein zu den Hoodoos. Kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen, aber bei Temperaturen nur um 19 Grad C ist das Laufen auch angenehm. Auch über die Bistis ging die Schlechtwetterfront nieder – in den Washs fließt teilweise noch das Wasser. Stoned Wings und die Hoodoo-Section sind die augenfälligsten Objekte in der Bisti Badlands North Unit. Trotzdem bin ich von den Bistis enttäuscht. Es wird wohl an dem grellen Tageslicht hängen und wahrscheinlich würden mir die Bistis zur Morgenstunde oder am späten Nachmittag besser gefallen. Danach mache ich mich auf die Weiterfahrt zum Chaco Culture National Historical Park. Wenn man von einem Truck mit 85 mph auf dem Highway überholt wird, wo ein Speed Limit von 65 mph herrscht, dann fährt man nicht mit „angepasster Fahrweise. Kurz darauf kommt der Abzweig zum Chaco Canyon. Eine 20 Meilen lange Dirt Road bis zum Visitor Center.

Chaco Canyon ist neben Mesa Verde eines der bedeutendsten Vermächtnisse amerikanischen Kulturerbes. Zwischen 850 und 1250 war es das Zentrum der Pueblo-Kultur. Aufgrund seiner kulturellen Bedeutung wurde der Chaco Culture National Historical Park in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Heute sieht der Besucher nur noch die Ruinen dieser epochalen Kultur. Entlang des 9 Meilen langen Canyon Loop Drive kommt man an sechs Ruinen vorbei: Una Vida, Hungo Pavi, Pueblo Bonito, Chetro Ketl, Pueblo del Arroyo und Casa Rinconada. Die Ruinen Pueblo Bonito und Chetro Ketl finde ich am sehenswertesten und es finden sich genügend interessante Fotomotive. Der zwei Meilen lange Rundweg hinauf zum Pueblo Bonito Overlook lohnt sich besonders vor Sonnenuntergang. Von oben hat man einen Überblick auf die Ruinen. Wie ich beobachten kann, ist der Einstieg am Anfang mit Kraxelei verbunden.

Am späten Nachmittag erreiche ich die Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness. Das Gebiet liegt zwischen Chaco Canyon und dem De-Na-Zin Wilderness, geprägt von Badlands, Hoodoos und versteinerte Fossilien. Vom Trailhead sind es nur wenige Schritte bis zum Canyonrand. Hier bietet sich bereits ein beeindruckendes Panorama auf die Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness. Das Gebiet ist zwar wesentlich kleiner als die Bisti Badlands, nichtsdestotrotz ein landschaftliches Juwel. Ich schlage mein Nachtquartier direkt am Trailhead auf. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang mache ich es mir im Schlafsack gemütlich. Fazit: Shiprock war fantastisch – Chaco Culture National Historical Park war kulturell interessant – Ah-Shi-Sle-Pah war sehr sehenswert – Bisti Badlands war Zeitverschwendung.


Gefahrene Strecke: 175 Meilen +++ Unterkunft: Camping +++ Wetter: 19 Grad C, sonnig



12. Tag:   ALBUQUERQUE: Pueblo Cultural Center, Old Town Albuquerque, Historic Nob Hill

Lange kann ich auf der harten Pritsche nicht schlafen, zudem ist es bitterkalt. Ich habe keine Lust auf den Sonnenaufgang zu warten und in den frühen Morgenstunden mache mich auf dem Weg nach Albuquerque. Ich bin gespannt was die größte Stadt New Mexicos zu bieten hat. Ich verbringe den Vormittag im Museum des Indian Pueblo Cultural Center. Sogar ein Tanzduo tritt auf der Plaza auf. Mittags sehe ich mir Old Town Albuquerque an. Einige Gebäude sind recht hübsch, ansonsten herrscht hier der übliche Touristenrummel. Die San Felipe de Neri Church und einige Galerien finde ich sehenswert, ansonsten ist mir der Touristentrubel einfach zu viel. Ein wunderschönes Mural befindet sich an der Außenmauer der Our Lady of Kazan Monastery, eine Russisch-Orthodoxe Kirche unweit vom ABQ BioPark. Wer Albuquerque mit dem Rio Grande und die Sandia Mountains zu Sonnenuntergang fotografieren möchte, muss nur zum Riverdrive fahren.

Das La Quinta Inn & Suites in Midtown ist sehr erfreulich. Ein großes Zimmer, King Bed, es ist leise und es gibt genügend Steckdosen. Das ist in vielen Motels und Hotels ärgerlich, wenn man Stromquellen an der unmöglichsten Stellen suchen muss oder fast nicht vorhanden sind. Anschließend sehe ich mir das Viertel Historic Nob Hill an. Die „Meile” der Central Avenue wird an beiden Enden von Neon-Bögen markiert. Der Besuch der historischen Gebäude, Restaurants, Boutiquen, Nachtclubs und Shops entlang der Route 66 lohnt sich besonders nachts, wenn Retro-Neonreklame die Straße erleuchtet. Sehenswert ist auch das Mural an der Hauswand des Astro-Zombies Store. Graffiti-Künstler Dave Briggs hat an diesem Kunstwerk über zweieinhalb Jahre gearbeitet. Es gibt noch viele sehenswerte Murals in Historic Nob Hill Albuquerque. Im Gegensatz zur Touristenfalle Old Town Albuquerque ist dieser Stadtteil nicht überlaufen. Hier treffen sich Jung und Alt. Einen sehr guten Latte und andere Kaffeespezialitäten gibt es im Satellite Coffee.

Zum Abendessen gehe ich ins Jennifer James 101. Wie der Name schon erahnen lässt, wird das Restaurant von einer Frau geführt. Seit 2010 wurde Jennifer James fünf Mal hintereinander von der James Beard Foundation als bester Küchenchef im Südwesten ausgezeichnet. Unter ihren geschickten Händen werden „einfache Gerichte mit frischen und saisonalen Zutaten aus der Region zubereitet. Ich bestelle drei Gänge: Tomaten, Heilbutt und Kuchen. Dazu gibt es einen Pinot Gris vom Elk Cove Weingut in Oregon. Die Kombination der diversen Zutaten passen geschmacklich harmonisch zusammen. Der Heilbutt kross auf den Punkt gebraten, die Beilagen mit Biss und Geschmack. Keine unnötige Soße überdeckt den Eigengeschmack. Nach Sushi Den in Denver das zweite Restaurant auf dieser Reise, das ich sofort wieder besuchen würde. Eine Tischreservierung ist dringend angeraten. Leider kann man weder online noch per e-mail einen Tisch reservieren. Man muss schon zum Telefon greifen.


Strecke: 156 Meilen +++ Unterkunft: La Quinta Inn & Suites, Albuquerque +++ Wetter: 24 Grad C, sonnig