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4. Tag:  CHICAGO: The Art Institute of Chicago, Millennium Park, Grant Park, Alinea
Nach dem gestrigen Abendgewitter ist es ziemlich frisch in den Morgenstunden. Ich mache einen Spaziergang zum Aon-Center, dem dritthöchsten Wolkenkratzer in Chicago. Es ist herrlich nahezu keine Menschen oder Autos auf den Straßen zu sehen – eine gespenstige Ruhe bevor der Berufsverkehr bald startet. Ich komme am Aqua vorbei, einem der außergewöhnlichsten Wolkenkratzer in Chicago. Die Fassade des 2009 fertiggestellten Gebäudes erinnert an sanfte Wellen und kommt besonders nachts zur Geltung. Die Architektur hebt sich wohltuend von dem kantigen Design vieler Wolkenkratzer ab. Das Aqua gehört zu den schönsten modernen Wolkenkratzer in Chicago.

Das 1866 gegründete Art Institute of Chicago gehört zweifellos zu den angesehensten Museen in Nordamerika. Berühmt ist das Kunstmuseum für seine Sammlung von Impressionisten und amerikanischer Kunst. Bekannteste Werke sind u.a. van Goghs Selbstbildnis, Claude Monets Heuschober oder Grant Woods American Gothic. Das Pflichtprogramm für kulturbeflissene Chicago-Besucher. Die temporäre Ausstellung „Impressionism, Fashion and Modernitygreift das Thema Kunst und Mode auf. Welche Rolle spielte damals die Mode um das Leben in einem „modernen Stil zu malen? Über siebzig Gemälde von Caillebotte, Degas, Manet, Monet, Renoir und Seurat findet man in der Ausstellung. Sehr aufschlussreich wie die frühen Avantgarde-Künstler Modetrends aufgriffen um es auf die Leinwand zu bannen. Der halbe Tag im Museum vergeht auch wie im Flug.

Im Millenium Park Great Lawn findet an diesem Wochenende die Veranstaltung „Gourmet Chicago, a Celebration of Food and Wine statt. Einige der besten Köche in Chicago demonstrieren hier ihre kulinarischen Fähigkeiten. Die Veranstaltung umfasst Küchenchef- und Sommelier-Seminare, sowie Spirituosen, Bier und Gourmet-Kostproben von über 150 der besten Restaurants von Chicago. Hunderte von renommierten Winzern und Premium-Brauereien aus der ganzen Welt sind ebenfalls vor Ort. Die dreitägige Open-Air Veranstaltung ist nicht gerade ein Schnäppchen, immerhin kosten die Tickets zwischen $170 und $350. Nach der Schlange zu urteilen, gibt es genügend Foodies, die sich diesen Spaß gönnen. Ich möchte heute das John Hancock Observatory, im einhundertstöckigen Wolkenkratzer an der Magnificent Mile, besuchen. Leider ist das Observatory wegen einem Private Event geschlossen und damit wird es heute Abend nichts mit dem Besuch. Kurzfristig ändere ich meinen Plan und schaue mir die farbigen Wasserspiele im Grant Park an.

Ein Besuch im Alinea, einem von zwei Drei-Sterne-Restaurants (Michelin Guide) in Chicago, stand schon seit geraumer Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste. Aber man fliegt nicht einfach mal so zum Dinner nach Chicago, umso mehr freue ich mich heute hier zu sein. Um die große Nachfrage besser bewältigen zu können, haben die Inhaber anstatt einer sonst üblichen Tischreservierung ein Prepaid-Reservierungssystem eingeführt. Bei der Online-Tischvergabe wird der Betrag für das Tasting Menu plus 20% Servicegebühr (Tax/Tip) sofort fällig. Je nach Wochentag kostet das Tasting Menü (für zwei Pers.) inklusive Wine-Pairing zwischen $700 und $800. Man sollte die Reservierung sorgfältig planen, denn das Ticket lässt sich nicht stornieren, sondern nur an eine weitere Person transferieren. Die Tischvergabe für zwei, vier oder sechs Personen ist unpraktisch – kommt man alleine, zu dritt oder zu fünft, muss man die „Differenz entrichten. Man kann sich aber die Mehrkosten mit Jemanden vor Ort teilen, z.B. auf Alineas Facebook-Seite eine Person suchen, die sich anschließen möchte.

Videos:  Alinea Intro +++ Grant Achatz « Just Telling A Story » +++ 24 Hours at Alinea

Um 21 Uhr fahre ich vor dem Alinea vor. Die schlichte Fassade kannte ich bereits von Fotos und hinter der Eingangstür ohne Namensschild (!) versteckt sich das Alinea. Der Weg in das zweistöckige Restaurant führt durch einen rot beleuchteten Gang, vorbei an der Küche zum Empfang. Obwohl das Alinea erst am Abend öffnet, ist eine Day- und Nightcrew von 25 Köche/Köchinnen plus 25 Service-Kräfte beschäftigt. Die Tischdekoration ein Glas Tomaten im Grasbett ist witzig und wird später zum dritten Gang serviert. Das dreizehngängige Tasting Menu ist eine kulinarische Reise. Jeder Gang wird wie ein Gesamtkunstwerk präsentiert und die Show kommt auch nicht zu kurz. Unvergesslich bleibt das auf Trockeneis servierte Scallop, Ente in fünf Variationen mit sechzig verschiedenen Zutaten und das Dessert. Der mit Helium gefüllte Ballon aus grünem Apfel ist ein netter Gag, haut mich aber nicht unbedingt vom Stuhl. Die Zubereitung des Dessert direkt auf dem Tisch ist mittlerweile schon kultverdächtig. Fazit: Grant Achatz gelingt eigentlich das fast Unmögliche – der Spagat zwischen kulinarischer Avantgarde und ausfeilten Wohlgeschmack.


Gefahrene Strecke: 6 Meilen +++ Unterkunft: Crown Plaza Avenue, Chicago +++ Wetter: 23 Grad C, sonnig



5. Tag:  CHICAGO: Adler Planetarium › BARTLETT: Shri Swaninararayan Mandir › WILMETTE: Bahá’í House of Worship › EVANSTON: Grosse Point Lighthouse › CHICAGO: Chinatown
Das Adler Planetarium wurde 1930 erbaut und gehört zu den ältesten Planetarien in den USA, zudem ist es eines der schönsten Foto-Locations in Chicago. Die Skyline kann man von den unterschiedlichsten Plätzen fotografieren, sei es von erhöhten Aussichtspunkten, Parks, Bahnstationen oder Parkhäusern. Entlang Chicagos Küstenlinie sind meine Favoriten in folgender Reihenfolge: Adler Planetarium, Olive Park, Fullerton Beach, Montrose Harbor und Grant Park. Etwas weiter entfernt, aber nicht minder sehenswert die Rush University Medical Center, siehe auch meine Google Maps Chicago Foto-Locations.

Danach fahre ich nach Bartlett und besuche das Shri Swaminarayan Mandir. Ganz nett, aber ich habe mir mehr von dieser Hindu Tempelanlage versprochen, zudem Bauarbeiten am Haupthaus das fotografieren erschweren. Auf dem Rückweg nach Chicago halte ich in Wilmette und sehe mir das Bahá’í House of Worship an. Die riesige Kuppel und die Gärten sind ein toller Blickfang und einen Besuch wert – Grosse Point Lighthouse in Evanston dagegen weniger. Entlang der North Clark Street und Howard Street kann man das authentische Chicago erleben, der krasse Gegensatz zur hochglanzpolierten Magnificent Mile. Hier verirren sich die Touristen selten und es macht Spaß sich unter die Einheimischen zu mischen. Am späten Nachmittag mache ich noch einen Abstecher nach Chinatown.

Zum Abendessen gehe ich in das italienische Restaurant Spiagga am Ende der North Michigan Avenue. Dem Ein-Michelin-Stern-Restaurant eilt der Ruf voraus eines der besten italienischen Restaurants zu sein. US-Präsident Barak Obama und viele andere berühmte Persönlichkeiten waren hier schon zu Gast. Das Ambiente ist sehr gediegen, aber das Spiagga bietet nicht das intime Wohlfühlsein eines kleinen Ristorante, dazu ist das Restaurant zu groß. Aus der übersichtlichen Karte bestelle ich vier Gänge à la carte. Die hausgemachten Gnocchis mit Trüffel sind ein Gedicht und auch der Heilbutt verdient die Höchstwertung. Wer ein erstklassiges italienisches Restaurant in Chicago besuchen möchte, wird vom Spiagga garantiert nicht enttäuscht sein. Fazit: ein tolles Ambiente und sehr gute Küche, aber auch gesalzene Preise.


Gefahrene Strecke: 107 Meilen +++ Unterkunft: Crown Plaza Avenue, Chicago +++ Wetter: 23 Grad C, sonnig



6. Tag:  CHICAGO: The Loop, Magnificent Mile, Navy Pier, Olive Park
Heute möchte ich den Sonnenaufgang im Oliver Park erleben, leider hängt eine dicke Nebelsuppe über Chicago und vermasselt meinen Plan. Ich mache da weiter, wo ich gestern Abend aufgehört habe und fotografiere Züge. Die Hochbahn ist ein Wahrzeichen von Chicago. Es gibt viele interessante Plätze die Züge zu fotografieren. Am besten eignen sich Bahnstationen oder umliegende Parkhäuser, wie z.B. die CTA-Station Adams/Wabash mit dem Trump Tower im Hintergrund. Zwar ist der Trump Tower mittlerweile fast völlig im Nebel verschwunden, aber es ergibt trotzdem ein schönes Fotomotiv. Übrigens, ein Stativ ist an den Bahnstationen verboten, siehe Photo- & Video Policy. Nach der Foto-Session gehe ich in der Corner Bakery frühstücken – ein leckeres Crunchy Honey Banana Oatmeal überbrückt den Hunger bis zum Mittagessen.

In Joe’s Seafood gehe ich zum Mittagessen. Die Einrichtung ist klassisch, wie in einem Restaurant aus den 30er Jahren. Nur in Joe’s Seafood gibt es Stone Crabs aus Florida. Die in drei Größen angebotenen Stone Crabsmuss ich natürlich probieren, aber selbst von einer Portion „Large Claws wird man von diesem leckeren Fingerfood nicht richtig satt. Jazz Record Mart in der East Illinois St unweit der North Michigan Ave ist Pflichtprogramm für Musikliebhaber. Ich stöbere durch das riesige Jazz und Blues-Repertoire. Anschließend schaue ich im Trump International Hotel & Tower Chicago vorbei. Die „Terrace at Trump im 16. Stock bietet eine wunderschöne Aussicht auf die umliegenden Wolkenkratzer und den Chicago River. Man glaubt die Turmspitze des Wrigley Building greifen zu können.

Die „Magnificent Mile ist die Einkaufsmeile in Chicago. Entlang der North Michigan Ave zwischen dem Chicago River und Lake Shore Drive laden 460 Geschäfte, 275 Restaurants, 51 Hotels, zwei Museen zum flanieren und shoppen ein. Wolkenkratzer säumen die prachtvolle Avenue, u.a. Chicago Tribune Tower (1925), Wrigley Building (1920), Medinah Athletic Club (1929), John Hancock Center (1969), Water Tower Place (1976), Park Tower (2000) und noch einige mehr. Old Water Tower, 1869 erbaut, ist eines der ältesten Gebäude in Chicago. Das an ein Schloss erinnernde Kalksteingebäude gehört zu den vielen Wahrzeichen in Chicago. In der 431 S Dearborn Street liegt das Manhattan Building (erbaut 1891), der älteste noch erhaltene Wolkenkratzer der Welt, das eine reine Skelett-Tragkonstruktion aufweist. Einen Block weiter nördlich liegt das Monadnock Building (erbaut 1891-1893), ein 17-stöckiges Gebäude mit einem tragenden Mauerwerk. Die beiden Gebäudehälften sehen sich ähnlich, weisen aber einen unterschiedlichen Architekturstil auf – klassische Architektur trifft auf moderne Architektur.

Vor dem Navy Pier liegt der Lake Point Tower. Das 1968 erbaute Wohngebäude (197 m) wurde von John Heinrich und George Schipporeit entworfen. Beides Schüler des deutsch-amerikanischen Architekten Mies van der Rohe, einer der bedeutendsten Architekten der Moderne. Das Gelände des Navy Pier wurde im zweiten Weltkrieg von der Marine als Trainingslager benutzt. Ursprünglich als Vergnügungspark geplant, befinden sich hier heute Geschäfte, ein Kino, ein Museum sowie die Anlegestelle für die Ausflugsschiffe. Nach gefühltem 20-Meilen-Fußmarsch tun die Füße so weh, dass ich mich im Olive Park auf einer Parkbank zu einem Nickerchen hinlege. Ich fühle mich so kaputt, dass ich heute Abend zu keine weiteren Unternehmungen Lust habe. Ich mache noch paar Bilder von der Skyline und laufe dann zurück zum Navy Pier. Hinweis: Fotografieren mit einem Stativ ist auf dem Gelände des Navy Pier verboten, es sei denn man schmuggelt ein Stativ unter der Jacke hinein. Am Heimweg sehe ich einen Transporter mit Auslage am Straßenrand. Ich muss mir dieses Gefährt genauer ansehen. Ein Verkäufer bietet verführerisch aussehende Cupcakes an. Auf die Geschäftsidee mit einem rollenden Kuchenwagen muss man erst mal kommen.


Gefahrene Strecke: 0 mi +++ Unterkunft: Crown Plaza Avenue, Chicago +++ Wetter: 22 Grad C, bewölkt u. nachmittags sonnig