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10. Tag   PACIFIC GROVE › LOS GATOS

Pacific Grove
Der Himmel ist bedeckt, das wird heute nichts mit einem fotogenen Sonnenaufgang. Ich spaziere entlang der Uferpromenade, die von Pebble Beach bis zum Monterey Bay Aquarium verläuft. Pacific Grove ist berühmt für seine große Zahl an viktorianischen Häusern. Ich schlendere hinauf zur Lighthouse Ave, und komme zum White Hart House. Das dreistöckige Mansion wurde 1893 für den Arzt Andrew Jackson Hart gebaut. Bis heute steht Harts Name in Glasmalerei über der Haustür. Sehenswert sind auch das Centrella Inn, Daffodil House und Green Gables Inn. Pacific Grove ist eine sehenswerte Kleinstadt, hier würde ich auch länger als nur eine Nacht verweilen. Bevor ich mich auf die Weiterfahrt mache, nehme ich noch das Frühstück mit. Es gibt eine Creamy Polenta w/ Poached Egg, Canadian Bacon & Marinara Sauce, außerdem Wurst- und Käseaufschnitt, Eier, diverse Brotsorten, Muffins, Pastries, Yoghurt, Früchte, Müsli und diverse Sorten Milch. Das Continental Breakfast ist okay, wobei es für ein B&B dieser Klasse kreativer sein könnte.

Der Ring
Von Pacific Grove bis nach Cupertino im Silicon Valley ist es eine einstündige Autofahrt. Verzögerungen auf Großbaustellen sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Elbphilharmonie Hamburg, Stuttgart 21 und Flughafen BER lassen grüßen. Auch das gigantische Bauprojekt Apple Park macht keine Ausnahme. Eigentlich sollte das neue Hauptquartier von Apple bereits Ende 2016 komplett fertiggestellt sein, aber noch im Frühsommer 2018 wurde daran gearbeitet. Direkt gegenüber dem Campus ist in einem Flachbau der Visitor Center mit einem Apple Store und Café untergebracht. Bei meiner Ankunft ist der Parkplatz überfüllt und selbst in der riesigen Tiefgarage habe ich Mühe einen Platz zu finden.

Irgendwie sehen die Apple Stores alle gleich aus, viel Glas und viel Holz. Die Apple Watch weckt mein Interesse. Ich lasse mir die Uhr zeigen und probiere sie mit verschiedenen Armbändern. Das Sportarmband sitzt wie angegossen am Armgelenk. Am liebsten würde ich jetzt eine Apple Watch mitnehmen, aber die Vernunft siegt. Mal sehen, ob das „Haben-muss-Gefühl” zuhause auch noch anhält. Anstatt Apple Watch landet dafür ein überteuertes Shirt in die Einkaufstasche. Die Aussicht von der Dachterrasse auf das ringförmige Gebäude lohnt sich nicht. Man sieht nicht viel vom Apple Park, hochgewachsene Bäume versperren die Sicht. Das wirkt aus der Vogelperspektive viel imposanter. Der Apple Campus selbst, ist für Besucher tabu.

Cat’s Corner
Von Cupertino bis nach Los Gatos ist es nur noch ein Katzensprung. Los Gatos (Die Katzen) wurde von den ersten Siedlern La Rinconada de Los Gatos (Cat’s Corner) genannt, weil sie nachts das Gejaule der Berglöwen ertragen mussten. Die Stadt liegt am Fuß der Sierra Azules im südwestlichen Teil des Santa Clara Valley an den Ausläufern der Santa Cruz Mountains. Obwohl Los Gatos nördlich an San Jose grenzt, wirkt die Kleinstadt wie eine idyllische Oase im Silicon Valley. Los Gatos ist kein Touristenort – Souvenir-Shops findet man hier keine, dafür elegante Geschäfte, Galerien, Restaurants und Cafés entlang der N Santa Cruz Ave. Nicht umsonst wohnen einige der reichsten Persönlichkeiten in Los Gatos.

Hübsch sind auch die historischen Häuser entlang der University Ave. Der kleine Hunger meldet sich. Ich verlasse mich auf mein Gefühl und suche spontan ein Restaurant aus. Die Wahl fällt auf dem Mexikaner Zona Rosa in der W Main Street. Es gibt es Hähnchen und Cola. Ich bin positiv überrascht von diesem kleinen Restaurant. Das fein gewürzte Hähnchen harmoniert prima mit dem Kohl und die gerösteten Kürbiskerne. Somit eine klare Empfehlung in der Innenstadt von Los Gatos.

Übernachten werde ich im Hotel Los Gatos, ein Vier-Sterne-Hotel im typisch kalifornisch Baustil mit Pool und Palmen. Nachdem Check-in verbringe ich den Spätnachmittag im Vasona Lake County Park. Ich beobachte die Graugänse, die in großer Zahl auf den Wiesen grasen. Der Spaziergang und die Stille abseits der lebhaften Straßen tut gut. Am Abend kehre ich ins Hotel zurück, wechsle die Klamotten und mache einen Spaziergang in die Innenstadt.

Manresa
Versteckt in einer Seitenstraße in Downtown Los Gatos befindet sich umgeben von Olivenbäumen das Restaurant Manresa. Es ist meine Premiere im Manresa, das erste von sechs Drei-Sterne-Restaurants auf dieser Reise. David Kinch hat als junger Koch in einigen europäischen Spitzenhäusern gearbeitet, unter anderem zwei Jahre bei Dieter Müller in den Schweizer Stuben, im L'Esperance in Frankreich und im Akelarre in Spanien. Im Jahr 2002 eröffnete Kinch das Manresa. Als der Guide Michelin 2007 zum ersten Mal die Bay Area bewertete, gab es für das Manresa gleich zwei Sterne, 2016 gab es endlich den dritten Stern.

Rückblick 7/2018: Das Manresa ist unter den drei Restaurants, die ich unbedingt in Kalifornien besuchen möchte. Die Online-Reservierung klappt nicht, und auch am nächsten Tag nicht. Erst ein Telefonat klärt mich auf, warum die Reservierung nicht klappt. Am 16. Juli verursacht ein Feuer die Schließung. Vor vier Jahren hat es bereits gebrannt. Damals wurde die komplette Küche zerstört und führte zu einer halbjährigen Schließung. Ich werde vertröstet und ich möchte in ein paar Wochen nochmals anrufen. Als schon nicht mehr daran glaube, bekomme ich eine E-Mail das Reservierungen ab sofort wieder angenommen werden. Ende September öffnet das Manresa wieder.

Die beiden elegant eingerichteten Speiseräume fassen zusammen 65 Gäste. Hier fühle mich gleich wie zu Hause. Ich nehme zuerst auf der Couch Platz und überbrücke die kurze Wartezeit mit einem Pineapple and Cucumber Cooler. Der Ingwer verleiht dem Cocktail eine leichte Schärfe, ein feiner Kontrast zum süßsäuerlichen Geschmack der Ananas und Gurke. Die Weinkarte hat einen europäischen Schwerpunkt, unter anderem französische Weine aus dem Burgund, Loire- und Rhône-Tal. Kalifornische Weine sind natürlich auch darunter, vor allem von Winzern aus den Santa Cruz Mountains. Die Auswahl wird leicht gemacht, denn es gibt nur ein einziges Menü für $275 plus $220 für die Weinbegleitung. Das Menü wechselt ständig, von daher gibt es auch keine Speisekarte vorab, die bekommt der Gast erst zum Schluss. Ich finde diese Art cool und der Überraschungseffekt macht es natürlich spannend.

Die ersten beiden Petit Fours werden auf einem Holzbrett serviert, Paprikagelee und schwarze Oliven-Madeleine. Mildsüße Aromen wechseln sich mit scharfen Aromen ab. Unglaublich gut. Es folgt ein knuspriger Müsli-Cracker mit Samen, Nüssen und Puffreis und Panisse aus Kichererbsenmehl und Ziegenfrischkäse, ein köstlicher kuchenartiger Snack, außen knusprig, innen weich. Drei Sorten Brot werden angeboten: Brioche, Mehrkorn und Sauerteigbrot aus der Manresa Bread Bakery. Die Bäckerei befindet sich nur wenige Schritte vom Restaurant entfernt. Die Butter hat die perfekte Konsistenz und ein wunderbares grasiges Aroma.

David Kinch serviert den ersten Gang persönlich, eine Chowder von der Abalone. Ich bin überrascht ihn hier zu sehen. Eigentlich sollte Kinch doch seine Kochkünste im Hangar-7 zeigen. Zur Erklärung, das Konzept des Hangar-7 in Salzburg besteht darin, jeden Monat einen renommierten Gastkoch einzuladen. Kinch erzählt mir, dass er dort nur drei Tage zugegen war und dann wieder an den heimischen Herd wollte. Ein sehr freundlicher Typ, und nicht abgehoben wie manch anderer Sternekoch.

Der Klassiker im Manresa nennt sich „Into the Garden”. Eine Salatkreation aus dreißig verschiedenen Zutaten mit Bezug auf die jeweilige Jahreszeit. Ich schließe die Augen und lasse den Duft auf mich wirken. Ich fühle mich als würde ich inmitten eines Kräutergarten stehen. Die verschiedenen Aromen sorgen für ein grandioses Geschmackserlebnis. Dieser Gang ist so gut, da könnte man glatt zum Vegetarier werden.

Das Porzellan stammt unter anderem von der belgischen Manufaktur Pieter Stockmans, dessen wunderschönes Design ich zuletzt im Drei-Sterne-Restaurant Überfahrt in Rottach-Egern bewundern durfte. Ich komme mit David Kinch ins Gespräch. Es folgen zwei Fleischgänge. Die Ente (Liberty Ducks from Sonoma County) mit Rote Beete und Walnüssen. Das Fleisch ist hervorragend zubereitet, zart im Biss und aromatisch im Geschmack. Michael Jackson und Bubbles konnte ich schon im The Broad sehen, hier in Miniaturausgabe auf dem Teller. Das Ribeye von Bryan Flannery Beef ist hervorragend. Die Produktqualität ist herausragend, die Zubereitung perfekt umgesetzt und geschmacklich fantastisch.

Die Käseauswahl ist nicht besonders groß und wird auch nur optional zum Menü angeboten. Zum fünfteiligen Käsegang wird noch Honig und Cracker serviert. Reife und Geschmack sind unübertroffen, wenn denn jeder Käsegang so gut wäre. Die beiden Desserts sind exzellent, sorgen aber für einen gewissen Spannungsabfall. Hier vermisse ich die Kreativität der Gänge zuvor.

Es kommt selten vor, dass ich euphorisch urteile, aber das war eines meiner besten Drei-Sterne-Menüs seit langem. Darunter drei, vier grandiose Gänge, an die ich mich noch sehr lange erinnern werde. Die Küche von David Kinch ist komplex, bleibt aber immer fokussiert und ausgewogen. Man sieht, er versteht sein Handwerk perfekt, hat aber auch eine kreative Vision, die er vortrefflich umsetzt. Da zücke ich, trotz der kleinen Schwäche beim Dessert, gerne die Höchstnote. Sollte ich wieder mal nach Kalifornien kommen, wäre das Manresa wieder meine erste Wahl.

11. Tag   LOS GATOS › SAUSALITO

North Vista
Die Rush Hour in San Francisco ist genauso nervig wie in Los Angeles. Ich fahre zeitig von Los Gatos los und bin in weniger als einer Stunde am North Vista Point der Golden Gate Bridge. Auch wenn ich beim fotografieren immer nach Motiven suche, die ich noch nicht besucht habe, kann es nicht glauben, dass ich heute hier zum ersten Mal bin.

Dichter Nebel liegt über San Francisco. Ich montiere die Kamera mit dem 400er Tele (70-200 mm plus Konverter) auf das Stativ. Eine lange Belichtung ermöglicht, dass von den Autos nur noch die Lichtspuren zu erkennen sind. Eine nette Spielerei mit verschiedenen Belichtungszeiten. Ich muss mehrere Versuche starten bis ich im Nebel eine Lücke finde und die Lichtspuren passen. Richtig zufrieden bin ich mit der Ausbeute nicht, aber es ist auch kein Drama. Wie feucht die Luft in der Morgendämmerung ist, sehe ich an der Kamera und Stativ. Beide sind mit einem Wasserfilm überzogen, als würde die Kamera im Regen stehen. Der Sonnenaufgang taucht die Landschaft in warme Orange- und Gelbtöne. Herrlich!

Die Kapelle
In Tiburon beginnt der Tag gemütlich. Ich gehe zuerst in die Rustic Bakery frühstücken. Es gibt ein Thunfisch-Sandwich und Kaffee. Anschließend fahre ich hinauf zum Old St. Hilary’s Preserve. Entlang der Heathcliff Fire Road bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf die Golden Gate Bridge und Marin Headlands. Ich bin überrascht, so schön habe ich es nicht erwartet. Ich wandere auf dem höchsten Punkt hinauf. Ein schönes Motiv ist die Old St. Hilary’s Chapel. Ich blicke auf Tiburon, Belvedere, Angel Island, Sausalito, San Francisco und die Richardson Bay. Die Kapelle ist eine der wenigen gotischen Holzkirchen in Kalifornien, die in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben ist. Die Kapelle wurde 1888 aus Mammutbäumen und Douglasfichten errichtet. Die Aussicht vor der Old St. Hilary’s Chapel ist traumhaft, wenn nur nicht der Nebel wäre.

Die schönste Jahreszeit ist das späte Frühjahr, wenn die Wiesen noch saftgrün sind und die Wildblumen sprießen. In diesem Naturschutzgebiet gibt es über zweihundert verschiedene Pflanzenarten, zwei Drittel davon wachsen nur auf der Halbinsel Tiburon. Sogar Kolibris und Rehe bekomme ich zu sehen. Die Aussicht entlang der Ridge Rd auf auf die Skyline von San Francisco und die Golden Gate ist fantastisch. Die Anwohner sind wahrlich zu beneiden.

The Big S
Die Golden Gate Bridge ist die meist fotografierte Brücke der Welt. In jedem Fotoführer werden die bekannten Fotospots erwähnt, sei es Baker Beach, Battery Spencer, Crissy Field, Fort Point, Hawk Hill, Kirby Cove, North Vista Point, Presidio, Marshall’s Beach oder Torpedo Wharf. In meiner Erinnerung habe ich den kurvigen Verlauf, wenn ich aus nördlicher Richtung nach San Francisco fahre. Die Brücke versteckt sich hinter der hügeligen Landschaft und erst nach der letzten Kurve sieht man die Golden Gate Bridge. Dieser eine Moment ist atemberaubend. Mit ein bisschen Recherche finde ich heraus, wo ich den s-förmigen Kurvenverlauf des Highway 101 am besten fotografieren könnte.

Es gibt zwei Stellen, eine auf einem Hügel an der Bunker Road, östlich des Highway, und die andere auf dem SCA Trail westlich davon. Die Aussicht auf dem SCA Trail, Teilabschnitt des 8,9 Meilen langen Bobcat Trail, ist sehr fotogen, und bietet eine grandiose Panorama-Aussicht auf die Golden Gate Bridge, Marin Headlands und San Francisco. Die kürzeste Anfahrt ist über die Wolfback Ridge Road. Am Ende der Straße sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Aussichtspunkt. Leider ist die Wolfback Ridge Rd seit Anfang 2018 nur noch für Anwohner zugänglich. Jetzt muss man den Umweg über dem SCA-Trail nehmen. Eineinhalb Meilen One Way ist es vom Parkplatz North Tower Golden Gate bis dorthin. Der Trail lässt sich auch mit einem Abstecher zu Slacker’s Hill verbinden.

An der Bunker Road kann man direkt davor parken. Ich stehe davor und grüble, wie soll ich da nur hochkommen? Das hat auf Google Maps nicht so steil ausgesehen. Einen Trampelpfad gibt es auch nicht. Die ersten paar Meter sind sehr steil und mit viel Mühe klettere ich mit Händen und Füßen hinauf. Oben angekommen sind es nur wenige Schritte entlang der Hügelkante bis zum Aussichtspunkt. Der Abstieg dauert doppelt so lange! Mehr auf dem Hosenboden erreiche ich wieder festen Boden unter meinen Füßen. Wer nicht trittsicher ist, sollte es lieber nicht versuchen! Der vermeintlich leichtere Aufstieg von der Südseite (Alexander Avenue) ist nicht möglich, da diese Stelle mit einem Zaun gesichert ist. Egal welche Aussicht man wählt, beide Fotospots sind fantastisch, wenn man die Golden Gate aus der Distanz zu fotografieren möchte.

Fort Baker
Der Stamm der Miwok lebte einst an der Horseshoe Cove auf dem Gebiet des heutigen Fort Baker. 1866 erwarb die U.S. Army das Gelände für einen Militärstützpunkt. Die Häuser im Stil der Colonial-Revival-Architektur dienten zuerst als Unterkunft für das Coast Artillery Corps. Nach Pearl Harbor und Hiroshima wurde Fort Baker das Hauptquartier der 6. U.S. Army Air Defense Command. Von 1970 bis in die 1990er Jahre war die 91. Infanteriedivision aka „The Wild West Division” in Fort Baker stationiert. 1995 traten die Streitkräfte das Land an die Golden Gate National Recreation Area ab, und 2002 wurde Fort Baker offiziell in den Golden Gate National Park aufgenommen. Die Stadt Sausalito und der National Park Service vereinbarten die Restaurierung von Fort Baker. Die historischen Unterkünfte und Bürgerhäuser wurden in ein Luxus-Resort und Konferenzcenter umgewandelt. Im Juli 2008 wurde das Cavallo Point eröffnet.

Aussicht mit Zimmer
Eine Übernachtung im Cavallo Point stand schon lange auf meiner Wunschliste. Wo gibt es schon diese atemberaubende Aussicht direkt vor dem Hotel? Das Luxus-Resort teilt sich in zwei Gebäudetrakts auf. Die historischen Gebäude sind restaurierte Offiziersquartiere. Diese 68 Zimmer/Suiten befinden sich in rot-weißen Kolonialhäusern aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die übrigen 74 Zimmer/Suiten sind in modernen, umweltfreundlichen Gebäuden untergebracht. Die Werbung auf der Hotel-Homepage „A View with Rooms” könnte das Resort nicht treffender beschreiben. Nachdem Check-in und einem Snack in der Farley Bar mache ich einen Spaziergang entlang des Chapel Steps to Bay Trail. Die Aussicht auf die Golden Gate Bridge und San Francisco Bay ist sehr schön. Ich hatte mich bei der Buchung für die historischen Unterkünfte entschieden. Das Zimmer mit Schiebefenstern ist sehr hübsch eingerichtet, ein 55" TV gehört zu den Annehmlichkeiten ebenfalls auch dazu. Das Bad ist mit Badewanne und Dusche ausgestattet. Auf dem Kingsize-Bett liegt es sich prima. Der Liegekomfort ist perfekt, nicht zu hart, aber auch nicht zu weich.

Meine Pläne verfliegen wie im Wind. Die Wanderung auf dem SCA-Trail schaffe ich zeitlich nicht mehr und vor dem Hügel an der Bunker Road muss ich kapitulieren. Das Scouting hat zwar heute morgen, wenn auch mühevoll, geklappt, aber ich weiß nicht, wie ich mit Fotorucksack und Stativ in der Dunkelheit wieder sicher herunterkommen soll. Für ein Foto riskiere ich keinen Unfall. Wenn ich beim Abstieg stürze, dann hart auf Asphalt. So gerne ich dieses Foto gemacht hätte, manchmal ist es besser vernünftig zu sein. Es ist kein Drama, stattdessen sehe ich mir den Sonnenuntergang am Moore Road Pier an. Es ist unglaublich windig und zudem wieder sehr feucht, sodass das Fotografieren nicht unbedingt ein Vergnügen ist.

Sushi Ran
Ich liebe die japanische Küche. Das Sushi Ran ist eine kulinarische Institution in der Bay Area. Das Restaurant gibt es bereits seit über 30 Jahren und gehört immer noch zu den besten Sushi-Locations in den USA. Ungewöhnlich das ein Restaurant so lange in der Gastronomie erfolgreich ist. Ich war hier schon mehrmals zu Gast und freue mich wieder hier zu sein. Produktqualität wird hier ganz groß geschrieben, Fisch wird direkt vom Toyosu-Markt aus Tokio eingeflogen.

Ich bestelle zuerst einen Sake zum aufwärmen, dann noch Salat, Sashimi und Sushi. Das Sashimi sorgt für ein kulinarische Glücksgefühl. Das Maki trifft nicht ganz meinen Geschmack. Zum Schluss gibt es Stücke vom Blauflossen-Thunfischbauch. Das sorgt wieder für leuchtende Augen. Auf Grund des hohen Fettgehalts zergeht der Thunfisch förmlich auf der Zunge. Der Thunfisch ist von sehr guter Qualität, wobei es ohne Trüffel sogar noch besser wäre. Die Frische und Umami erzeugt ein exquisites Geschmackserlebnis. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein, denn es schmeckt genauso gut, wie ich das Sushi Ran in Erinnerung behalten habe.

Wer sich fragt, warum ich trotz meiner Begeisterung nur die Note 7,5 von der Höchstnote 10 vergebe. Die besten Sushi-Bars in Tokio sind die Referenz, sowohl was die Fischqualität, als auch die Schnitttechnik und Zubereitung betrifft. Vergleichbare Qualität findet man selten in USA, vielleicht zwei, drei Restaurants bieten diese außergewöhnlich hohe Qualität und das kostet auch entsprechend. Für ein Omakase zahlt man dann schon mal über $500.

12. Tag   SAUSALITO › BODEGA BAY

Der Tunnel
Das heutige Tagesziel ist Bodega Bay. Die McClures Beach mit ihren Sea Stacks, unter anderem der Elephant Rock, steht auf meiner Liste. Die Gezeiten sind an diesem Morgen nicht ideal, sodass sich deswegen der Umweg nicht lohnt. Gestern verfluchte ich noch den Nebel in San Francisco, heute ist es ideal zum fotografieren. Die Halbinsel Point Reyes liegt noch im Morgenschlaf.

Wer kennt nicht die verwunschene Landschaft aus der Fantasy-Serie „Games of Thrones”, bekannt auch als „The Dark Hedges.” Diese Allee aus jahrhundertalten Buchen gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Nordirland. Eine Allee gesäumt mit Bäumen findet man hier auch, nur sind es dort keine Buchen, sondern Monterey Zypressen. Diese Baumformation befindet sich direkt vor der KPH-Radiostation, sechs Meilen westlich von Inverness. Untertags eher langweilig, ist es ein schönes Fotomotiv zur frühen Morgenstunde.

Das Boot
Die S.S. Point Reyes, bekannt auch Tomales Bay Wrack, liegt brach auf einer Sandbank in Inverness. Das Boot wurde vom damaligen Eigentümer zur Reparatur dorthin geschleppt, wurde aber nie repariert. Als das Boot schließlich entfernt werden sollte, setzten sich lokale Fotografen dafür ein, dass das Boot weiter dort liegen bleiben darf. Ein nettes Fotomotiv im Morgennebel. Ich mache Frühstückspause im Station House Cafe. Es gibt Spiegeleier, Toast und Kaffee. Heute ist Farmers Market in Point Reyes Station. Ich nehme ein paar Äpfel mit. Die kurvige Strecke von Point Reyes Station entlang der Tomales Bay bis nach Bodega Bay ist traumhaft. Die Hügellandschaft gibt unzählige Fotomotive her. Wie toll sieht es erst aus, wenn die Wiesen und Felder im Frühjahr noch saftgrün sind?

Bodega Bay
Am Vormittag komme ich in Bodega Bay an. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz schwankte ich zwischen Timber Cove Resort und Bodega Bay Lodge. Letztendlich entschied ich mich für die Bodega Bay Lodge. Erstens ist es die kürzere Strecke zum Sonoma Coast State Park und zweitens gibt es hier ein feines Restaurant. Die Lodge liegt absolut ruhig gelegen und bietet eine schöne Aussicht auf die Bodega Bay. Ich kann gleich einchecken. Das Zimmer ist sehr hübsch, mit all den Annehmlichkeiten die man sich wünschen kann, sogar ein echter Kamin mit Feuerholz ist vorhanden. Hier würde ich auch mehrere Tage zum entspannen verbringen.

Sonoma Coast State Park, Teil 1
Mittlerweile hat sich der Nebel verzogen, die Sonne brennt. Ich esse eine Clam Chowder und Brazilian Fish Stew im Fishterian in Bodega, Filmort unter anderem von Hitchcocks „Die Vögel.” Anschließend fahre ich weiter zum Sonoma Coast State Park. Die Küstenlinie des Sonoma County erstreckt sich auf eine Länge von 55 Meilen. Lange Strände, eine zerklüftete Küste, Steinbögen und einsame Buchten kennzeichnen den Sonoma Coast State Park im Norden Kaliforniens. Der zwölf Meilen lange Küstenabschnitt besteht aus 22 Strände, die durch Felsklippen und Landzungen voneinander getrennt sind.

Der State Park grenzt nördlich an Jenner, eine kleine Gemeinde am Russian River. Am nördlichen Ende von Goat Rock Beach befindet sich die Mündung des Russian River und am südlichen Ende befindet sich der Goat Rock, der durch eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden ist. An den Klippen stechen sofort die roten Mittagsblumen (Carpobrotus edulis) ins Auge, eine Pflanze die ursprünglich aus Südafrika stammt. Eine schöne, wilde Landschaft. Übrigens, Bodega Bay ist eine der besten Orte an der Westküste um die Wanderung der Grauwale von Dezember bis April zu beobachten.

Von allen Stränden ist der Weg hinunter zur Shell Beach am beschwerlichsten. Eine steile Treppe führt hinunter zu den Tide Pools. Goat Rock Beach und der Russian River sind ein regelmäßiger Rastplatz für Möwen, Otter, Seeelefanten, Seehunde und kalifornische Seelöwen. Ich kann zwei Wale in der Ferne erkennen, aber sonst beschränkt sich die Tierausbeute auf Vögel. Kein Seeelefant oder Seehund lässt sich blicken, aber der Herbst ist auch nicht die optimale Jahreszeit dafür. Die Sonne gibt nur ein kurzes Intermezzo, am Nachmittag zieht wieder Nebel auf. Das wird nichts mit einem Sonnenuntergang. Das Wasser ist eiskalt und bei dem Wellengang muss ich höllisch aufpassen, dass ich nicht mitsamt Kamera und Stativ baden gehe. In der Ferne erkenne ich den Arched Rock. Von allen Stränden hat mir Portuguese Beach, Schoolhouse Beach und Shell Beach am besten gefallen.

Terrapin Creek
Zurück in der Bodega Bay Lodge säubere ich zuerst das Stativ vom Sand und Salzwasser, bevor ich zum Restaurant Terrapin Creek fahre. Eine salzige Brise weht von der Bay herüber, herrlich ist dieser Duft am Abend. Andrew Truong und seine Frau Liya Lin führen das kleine Restaurant, dass mit einem Michelin Stern ausgezeichnet ist. Im Terrapin Creek gibt es moderne kalifornische Küche mit einem Asia-Touch. Die Speisekarte ist übersichtlich gehalten, das Weinangebot dafür umso umfangreicher.

Ein herrlich knuspriges Brot wird mit kalifornischen Olivenöl serviert. Das Öl ist mild, ohne Bitterkeit und Schärfe, dafür mit einer Fruchtigkeit, das ein gutes Olivenöl ausmacht. Das fängt schon mal gut an. Ich wähle zwei Vorspeisen, Hauptgang und Dessert, dazu ein Glas 2015er Cabernet Sauvignon Salvestrin Napa Valley. Ein Traum ist die Vorspeise Hokkaido Scallops. Diese Muscheln stammen von der japanischen Insel Hokkaido, sie sind reich an Proteinen und mit einer Steak-ähnlichen Textur besonders fleischig. Die Hokkaido-Muscheln ziehe ich jederzeit Jakobsmuscheln vor, die größtenteils aus Frankreich, Schottland und Irland stammen. Auf diesem hohen Niveau kann es gerne weitergehen.

Gnocchis und Lachs haben es schwer nach diesem hervorragenden Auftakt. Fein zubereitet und geschmacklich gut, aber die beiden Gänge erreichen nicht die Qualität der Vorspeise. Der Lachs ist leider zu lange gegart und dadurch die Konsistenz zu fest. Beim Bread Pudding bin ich wieder hin und weg. Die gerösteten Äpfel, der lockere Brotteig harmonieren hervorragend mit den Nüssen und der leichten Vanillesauce. Das ist ein überaus feines Dessert. Der Service ist professionell und gastfreundlich. Am besten waren die Scallops und der phänomenale Bread Pudding. Das man hier so gut essen kann, hatte ich im Vorfeld nicht unbedingt erwartet. Wer in Bodega Bay Station macht, sollte unbedingt das Terrapin Creek besuchen, und teuer ist es dort auch nicht.