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19. Tag:  WOODSTOCK › S. ROYALTON › TUNBRIDGE › STRAFFORD › WOODSTOCK

Nach einem Morgenspaziergang gehe ich zum Frühstück im Woodstock Inn & Resort. Das Buffet ist okay, aber kein Vergleich zum liebevoll angerichteten Buffet im Rabbit Hill Inn. Ich lasse mir ein Omelette zubereiten und nehme noch Früchte, Müsli und Croissant vom Buffet. Nach dem Frühstück mache ich mich auch gleich auf dem Weg. Die erste Station ist Cushing Cemetery an der Cloudland/Old River Rd. Die alten Grabsteine und roten Herbstblätter auf dem Friedhof ergeben einen wunderbaren Kontrast.

Die Fahrt auf der 5,5 Meilen langen Cloudland Rd ist ein Erlebnis für sich. Inmitten einer Hügellandschaft liegen malerische Farmen, Wiesen und weite Felder. Besonders fotogen ist die Gray Farm, bekannt auch unter dem Namen Sleepy Hollow Farm. Das aus dem Jahr 1790 stammende Anwesen war einst im Besitz von Joe Perry, Gitarrist der amerikanischen Rockband Aerosmith. Inmitten dieser Idylle ist es verständlich, warum die Sleepy Hollow Farm zu den meistfotografierten Farmen in Vermont gehört. Wenn die Morgensonne die Blätter in goldene Farben taucht, hat man die besten Bedingungen zum fotografieren. Immer wieder halte ich an und genieße die Aussicht auf die rotgefärbten Wälder.

In South Royalton mache ich Mittagspause. Fotogen ist die Häuserfassade entlang der Chelsea St. In einem alten Lagerhaus direkt an den Bahngleisen befindet sich das WORTHY BURGER, eine der besten Taprooms in Vermont. Die Beschreibung der Craft Beer und Burger Bar: Worthy Burger is the top craft beer destination in the Upper Valley, featuring an ever changing list of 18 draughts, with a focus on Vermont’s most sought after artisanal breweries, including Hill Farmstead, Lawson’s Finest, Lost Nation, Foley Brothers, and Zero Gravity, augmented by some of the best small breweries of New England, such as Jack’s Abby, Maine Beer Company and Rising Tide. All styles are covered, with a nice blend of session beers and Imperials.

Auch wenn ich mich nicht unbedingt zu einem Burger-Fan zähle, ein Burger gehört auf einer USA-Reise einfach dazu. Der „Worthy Burger” (6 oz Grass Fed Patty) wird über eine offene Flamme gegrillt. Ich bestelle zwei Stück: Der Erste mit Bayley Hazen Blue Cheese, Caramelized Onions, Farm Egg und der Zweite mit Bacon, Cheddar, Mushrooms, dazu gibt es noch Homemade Fries. Über den Unterschied zwischen einem frisch zubereiteten Burger und Fast-Food-Burger muss ich nicht viel sagen – selber ausprobieren. Das herrlich süffige „Susan” von Hill Farmstead ist dann noch das i-Tüpfelchen. Der Ableger Worthy Kitchen in Woodstock mag genauso gut sein, aber das Ambiente dürfte in dem großen Schuppen mit 120 Sitzplätze bei weitem nicht so gemütlich wie im Original sein. Apropos Käse: Der Bayley Hazen Blue zählt zu den besten Käsesorten und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Ich fahre weiter nach Tunbridge. Entlang der Route 110 liegen fünf Covered Bridges innerhalb von sieben Meilen: Howe Bridge (1872), Cilley Bridge (1883), Mill Bridge (1883, 2000 Wiederaufbau), Larkin Bridge (1902) und Flint Bridge (1845). Von Tunbridge bis nach Strafford ist es nur eine zwanzigminütige Dirt-Road-Fahrt. Das 1801 erbaute Strafford Town House ist alleine den Besuch wert. Es ist eine der am besten erhaltenen Häuser, die hauptsächlich in Connecticut und Massachusetts zwischen 1794 und 1802 gebaut wurden. Ebenfalls sehenswert ist das Justin Smith Morrill Homestead. Sehr schön ist die Aussicht auf der kurvigen Strecke von Strafford nach Sharon.

Das Abendessen gibt es im THE RED ROOSTER im Woodstock Inn & Resort. Das Red Rooster ist eines von sechs Restaurants in Vermont, die mit AAA Four Diamonds-Awards ausgezeichnet wurden – unter den AAA Five Diamonds ist kein Restaurant aus Vermont vertreten. Das dreigängige Dinner im The Red Rooster ist gut, aber die AAA Four Diamonds-Klassifizierung finde ich zu hoch gegriffen. Das Restaurant 275 Main war eine Klasse besser und hat ebenfalls nur AAA Four Diamonds. Forbes Travel Guide ist strenger mit seinen Auszeichnungen und empfiehlt kein einziges Restaurant in Vermont. Diese Diskrepanz ist der Grund, warum ich mich nicht nur auf einen oder zwei Restaurantführer verlasse, sondern mehrere (AAA, Forbes, Frommer’s, Gayot, Michelin, Wine Inspector, Zagat) studiere, ebenso Bewertungsportale und Food-Blogs. Die Schnittmenge ergibt dann ein ziemlich verlässliches Urteil. Spontane Restaurantbesuche können schnell im Frust enden und von daher überlasse ich die Auswahl nicht dem Zufall.


Strecke: 55 Meilen +++ Unterkunft: Woodstock Inn & Resort, Woodstock +++ Wetter: 14 Grad C, stark bewölkt



20. Tag:  WOODSTOCK › JAMAICA › WESTON › LONDONDERRY › WOODSTOCK

Es sind 4 Grad C in dieser sternenklaren Nacht. Eine steife Brise weht und es fühlt sich noch viel kälter an. Die Jenne Farm in Reading ist Nordamerikas meistfotografierte Farm. Es ist zwar nicht so überlaufen wie z.B. am Maroon Lake in Colorado, aber ich zähle immerhin über zwanzig Fotografen/innen an diesem Morgen. Die Kühe auf der Wiese scheinen sich an den Fotografen nicht zu stören. Man muss nur aufpassen, nicht in die Kuhscheiße zu treten. Das beste Licht ist zu Sonnenaufgang plus eine halbe Stunde, danach liegt die rote Vorderfront im Schatten. Auch wenn es die meistfotografierte Farm sein mag, so spektakulär finde ich das Motiv nicht.
Wer sich für Farmen interessiert, sehenswert finde ich u.a. das Gifford Homestead im Capitol Reef Nationalpark, die Greenwood Resources Tree Farm in Boardman/OR und die Hi Ute Ranch in Kimball Junction/UT. Außerdem die Hood River Lavendel Farm in Oregon zur Lavendelblüte und die Skagit Valley Tulip Farmen in Washington zur Tulpenblüte. Unweit der Jenne Farm ist das Sugar House zu finden. Ahornsirup wird dort seit 1962 produziert und die kleine rote Hütte ist vielleicht die schönste Maple Farm in Vermont. Ein idyllisches Motiv wie geschaffen um das ländliche Bild von Vermont einzufangen.

Der nächste Stopp ist in Grafton. Die viktorianischen Häuser entlang der Main St sind schöne Motive, so wie man sich einen Ort in Neuengland vorstellt. Das Windham Hill Inn in West Townshend zählt zu den besten Inns in Vermont, inklusive seinem hervorragenden AAA Four Diamond Award Restaurant. Hier hätte ich gerne übernachtet bzw. das Restaurant besucht, leider ließ sich das Windham Hill Inn beim besten Willen nicht in die Route einbringen.

Hübsch ist das historische Newfane Village mit seinen alten Häusern. Besonders sehenswert ist das Windham County Court House, die Union Hall und das Kimball-Benedict House. Von Newfane sind es nur noch zwölf Meilen bis nach Brattleboro im Drei-Staaten-Eck Vermont-Massachusetts-New Hampshire. Der 75 Meilen lange Shires of Vermont Byway schlängelt sich von Norden nach Süden – von Manchester, Sunderland, Shaftesbury, Bennington bis nach Pownal an der Grenze zu Massachusetts.

Ich fahre zu den Hamilton Falls. Die Wasserfälle in der Schlucht des Cobb Brook befinden sich zwischen Jamaica und Windham. Den Trailhead erreicht man über eine vier Meilen lange Dirt Road – nördliche Zufahrt von North Windham oder westliche Zufahrt von West Townshend. Eine Alternative für Wanderer: ausgehend vom Jamaica State Park führt eine drei Meilen lange Wanderung (One Way) über den West River Trail stromauf zu den Hamilton Falls. Mit 38 Meter Höhe gehören die Hamilton Falls zu den höchsten Wasserfällen in Vermont. Viele sagen es seien die schönsten Wasserfälle in Vermont. Leider sind die Hamilton Falls zu einer traurigen Berühmtheit gelangt, 12 Personen sind hier auf tragische Weise tödlich verunglückt.

Todesfalle war der Upper Pool oberhalb der Wasserfälle. In den Sommermonaten ein beliebter Spielplatz für Leute, die sich trauten in das Loch hineinzuspringen. Einmal im Wasser konnte man den Pool nur über eine schmale Felskante verlassen. Bei Nässe eine 100% Garantie darauf auszurutschen und abzustürzen. Unachtsamkeit oder Leichtsinn führte zu diesen Unfällen. Als Reaktion auf die vielen Todesfälle wurde eine Metallleiter angebracht, sodass man den Pool im Notfall sicher verlassen kann. Vom Trailhead sind es nur wenige Schritte zum Upper Pool. Hier stockt mir der Atem als ich den Pool und besagte Felskante sehe. Entlang der Felsen geht es sehr steil zum Fuß der Wasserfälle hinab. ich nehme sicherheitshalber Abstand davon und nehme einen kleinen Umweg durch den Wald. Unten angekommen, ist es klar – wenn man vom Upper Pool abstürzt, kommt man unten nicht heil an.

Anschließend fahre ich nach Weston. Unterwegs sehe ich mir noch Windhab Center Cemetery an. Ich schaue im Vermont Country Store in Weston vorbei. Der Store ist innen wie außen ein Schmuckstück und es macht Spaß darin zu stöbern. Als gäbe es was umsonst, herrscht aber ein Massenandrang wie zum Sommerschlussverkauf. Die in der Nähe befindliche Weston Grist Mill ist ebenfalls ein wunderschönes Fotomotiv. Die Weston Grist Mill wurde 1780 von Ezekiel Pease direkt neben dem Damm gebaut. Im Jahr 1900 brannte die Mühle nieder und wurde mit einem Stockwerk weniger wieder aufgebaut. 1936 wurde die Mühle restauriert und wieder in ihrem ursprünglichen Zustand versetzt.

Das Abendessen gibt es im Restaurant SOLO FARM & TABLE. Produkte aus der Region ist das Konzept von Farm to Table. Fleisch-, Fisch-, Obst-, Gemüse- und Milchprodukte kommen auf kürzestem Wege auf dem Tisch. Nebenbei werden die lokalen Anbieter vor Ort unterstützt. Chloe und Wesley Genovart führen das SoLo Farm & Table seit 2011 – der Name SoLo ist die Abkürzung für Southern Londonderry. Innerhalb kurzer Zeit wurde es zu einem kulinarischen Juwel in Vermont und wurde mehrfach ausgezeichnet. Leider kann man nur telefonisch einen Tisch reservieren. Vermont ist in dieser Hinsicht sehr rückständig. Reservierungen über OpenTable sind nur selten eine Option. Eigentlich will ich nur vier Gänge bestellen, aber die Speisekarte ist so verführerisch. Ich bestelle eine halbe Portion hausgemachte Nudeln mit Hummer extra.

Zuerst kommt Brot und Butter auf den Tisch. Die Brötchen sind herrlich kross und die hausgemachte Butter hat die richtige Konsistenz. Da ich zurück eine längere Strecke autofahren muss, belasse ich es bei alkoholfreie Getränke. Zwischen den einzelnen Gängen werden drei sehr leckere Amuse-Bouche serviert. Die Chicken & Dumpling Soup übertrifft mit aromatischen Eigengeschmack alle Erwartungen. Herrlich sind die hausgemachten Nudeln mit Maine Lobster.

Das SoLo Farm & Table bietet sehr gute spanisch beeinflusste Küche mit Liebe zum Detail. Dazu wird man mit einem perfekten Service in einer wunderschönen Atmosphäre verwöhnt. Ich bedanke ich mich bei Chloe für diesen außergewöhnlichen Abend. Chloe stellt mich noch ihrer Küchencrew vor und dann muss ich mich auch schon verabschieden. Dieses Restaurant kann ich nur sehr empfehlen. Nach einer knapp einstündigen Nachtfahrt bin ich wieder zurück in Woodstock.


Gefahrene Strecke: 126 Meilen +++ Unterkunft: Woodstock Inn & Resort, Woodstock +++ Wetter: 11 Grad C, heiter



21. Tag:   WOODSTOCK › PLYMOUTH › WOODSTOCK

Es tut gut einmal auszuschlafen! Die Sonne scheint, aber das Thermometer zeigt Null Grad C an. Ich lasse es heute geruhsam angehen. Billings Farm & Museum ist eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten in Woodstock. Zu beobachten wie damals das Bauernleben ablief, ist für Reisende mit oder ohne Kinder bestimmt ein netter Zeitvertreib. Die Cloudland Farm bietet aber das authentischere Erlebnis. Bauernhöfe habe ich fast direkt vor der Haustür und daher weckt die Billings Farm kein Interesse. Eine Vielzahl von Covered Bridges habe ich bisher in Vermont gesehen und Woodstock macht keine Ausnahme. Drei Brücken findet man hier – die Älteste ist die Taftsville Bridge (1836) in Taftsville, gefolgt von der Lincoln Bridge (1877) in West Woodstock und die Jüngste ist die Middle Bridge (1969) im Zentrum von Woodstock. Am schönsten gefällt mir die Middle Bridge, weil keine Leitplanken am Anfang oder Ende die Optik stören.

Das Frühstück gibt es im Mont Vert Cafe. Es ist die beliebteste Breakfast-Stube in Woodstock und auch gerade deswegen überlaufen. Ich nehme mir eine Butter Beer Latte mit. Leckere Sandwiches gibt es im Village Butcher in der Elm Street. Gefallen finde ich an den weißen viktorianischen Häuser entlang der N Park St. Ebenfalls sehenswert ist das Windsor County Courthouse, die First Congregational Church und das George Perkins Marsh Boyhood Home, bekannt als Marsh-Billings House. Woodstock ist eine nette Kleinstadt für einen ein- oder zweistündigen Bummel. Anschließend geht es 3,5 Meilen auf dem Faulkner Trail hinauf zum South Peak des Mount Peg. Die 23 Switchbacks entlang des sorgen dafür, dass keine schweren Steigungen zu bewältigen sind. Ab und zu vernehme ich Rascheln im Herbstlaub, Gray Squirrels sind auf Futtersuche. Oben angekommen, versperrt wieder ein Busch die Sicht auf die Berge. Jetzt habe ich genug davon, das ist der letzte Hike hinauf zu einem Aussichtspunkt.

Nachmittags gibt es Geschichtsunterricht. Plymouth Notch ist der Geburtsort von Calvin Coolidge, der 30. Präsident der Vereinigten Staaten. Das Dorf ist eine Zeitreise in das frühe 20. Jahrhundert. Die Häuser von Calvin Coolidges Familie und Nachbarn, Kirche, Käserei, Schulhaus und General Store blieben nahezu unverändert erhalten, teilweise haben sie noch die ursprüngliche Möblierung. Hier befindet sich auf dem Notch Cemetery auch der Grabstein von Calvin Coolidge. Übrigens der einzige US-Präsident, der am 4. Juli (Unabhängigkeitstag) geboren wurde. Wer sich für amerikanische Zeitgeschichte interessiert, Plymouth Notch Historic District ist definitiv einen Ausflug wert. Auf dem Gelände der Calvin Coolidge Historic Site befindet sich auch die Plymouth Käserei. Der Plymouth Big Blue Cheese schmeckt sehr gut, aber mein Favorit bleibt der Award-Winning-Cheese Bayley Hazen Blue von Jasper Hill. Sehr schön ist auch die Fahrt auf der Kingdom Rd, vorbei am Echo Lake und Colby Pond.

Die Cloudland Farm hätte ich gerne besucht, leider hat das Farm to Table-Restaurant nur von Donnerstag- bis Samstagabend geöffnet. Es gibt aber eine gleichwertige Alternative in Reading. KEEPER’S A COUNTRY CAFÉ bezeichnet sich als Organic and Natural Farm to Table Restaurant. Keeper’s A Country Cafe ist schon lange kein Geheimtipp mehr und gehört zu den besten Farm to Table-Restaurants in der Umgebung. In dem kleinen Restaurant fühlt man sich wie im heimischen Esszimmer – ein sehr gemütliches Ambiente. Ich wähle Suppe, Salat und Fisch aus der kleinen Speisekarte. Ich notiere, gute bodenständige Küche ohne Firlefanz. Zurück im Woodstock Inn gibt es noch einen Raspberry Jalapeño Margerita und gegen Mitternacht ist der Tag zu Ende.


Gefahrene Strecke: 62 Meilen +++ Unterkunft: Woodstock Inn & Resort, Woodstock +++ Wetter: 17 Grad C, heiter